ERSTES BUCHDRUCKMUSEUM
IN MECKLENBURG-VORPOMMERN

Alte Schule

Krakow am See

MUSEUM MIT DRUCKEREI


Affenstall, Ballenmeister, Hurenkind, Jungfrau oder Zwiebelfisch – das sind durchweg Begriffe, die aus der modernen Fachsprache des graphischen Gewerbes längst verschwunden sind.


In der Alten Schule in Krakow am See können Sie diesen Begriffen noch begegnen. Hier befindet sich das erste und einzige Museum für Buchdruckkunst dieser Art in Mecklenburg-Vorpommern, das zugleich eine noch produzierende Buchdruck-Werkstatt ist. 


Gezeigt wird eine voll funktionstüchtige Buchdruckerei, wie sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Familienbetrieb für eine mecklenburgische Kleinstadt typisch war – auch in Krakow am See.


Ein kleiner Teil der Museumsstücke stammt aus der Buchdruckerei „Bontemps“, die im Ort ansässig war. Anderes in der Sammlung haben wir aus verschiedenen privaten Handwerks-Buchdruckereien geholt, vor der Entsorgung gerettet und teils aufgearbeitet oder repariert, als viele Handwerksdruckereien sich nach dem Verschwinden der DDR und mit Einzug digitaler Drucktechniken nach und nach aufgelöst haben. 



SETZEREI UND DRUCKSAAL


In der Setzerei benden sich mehrere typische Setzer-Gassen mit unzähligen Schriften unterschiedlicher Größen und Epochen. Hier ist der Handsatz mit einzelnen Lettern und Klischées möglich.
Für den Satz des sogenannten Mengentextes mit Bleiguss steht eine funktionstüchtige Setz- und Zeilengussmaschine „LINOTYPE“ aus den 1930er Jahren zur Verfügung. Eine zweite „LINOTYPE“ ist für die Ausleihe hergerichtet.


Im Drucksaal halten eine Heidelberger Tiegeldruckschnellpresse,
eine Grafopress-Tiegeldruckschnellpresse (die Heidelberger
des Ostblocks), zwei Korrex-Handpressen und eine Hogenforst-Kniehebelpresse sowie diverse Boston-Tiegelpressen den heutigen Druckbetrieb aufrecht.


Eine Frankenthaler Zylinderdruckschnellpresse aus dem
19. Jahrhundert zeigen wir im Zustand ihres letzten Arbeitstages
– mit der letzten geschlossenen Druckform, die auf ihr gedruckt wurde. Deren Textinhalt zeugt von den sich plötzlich verändernden politischen und damit einhergehenden technischen Verhältnissen in unserem Land.


Im Eingangsbereich des Museums erinnert eine nachgebaute Gutenberg-Presse an die Anfänge des Buchdrucks mit beweglichen Lettern.



DER DRUCKER BEGRÜSST SIE


Besucher sind zu den Öffnungszeiten des Buchdruck-Museums jederzeit willkommen. Hans-Hilmar Koch, gelernter Setzer und Buchdrucker und heute Pachulke & Prinzipal der Offizin in einer Person, erzählt Ihnen dann gern das eine oder andere aus der Geschichte des Buchdrucks. 

→ AUSSTELLUNG

Im Foyer der Alten Schule sind Arbeiten zum Thema „Ungehorsam“ zu sehen. Sie entstanden beim Druckertreffen „TYPOMANIA“. 

→ FÜHRUNGEN

Führungen für Gruppen sind nach Anmeldung möglich. 

→ KURSE

Auf Wunsch bieten wir Kurse in der Druckwerkstatt an. 

→ MANUFAKTOUR

Das Buchdruck-Museum
gehört zur „Manufaktur“
der Metropolregion Hamburg – ein Audioguide-Gespräch mit Hans-Hilmar Koch. 

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch den Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts zählt zu den bedeutendsten Kulturleistungen der Menschheit. Seit 2018 steht sie auf der UNESCO-Liste des „Immateriellen Kulturerbes Deutschlands“.


Durch das Verwenden einzelner, beweglicher und wieder verwendbarer Lettern bei der Herstellung der Druckform und beim Druck gelang einst ein Durchbruch in der Produktion von Drucksachen. Bücher, Zeitungen und vieles mehr konnten in großer Vielfalt und hohen Stückzahlen kostengünstig produziert werden. Gedrucktes Wissen wurde so für jeden zugänglich.   


Mehr als 500 Jahre war der Buchdruck mit beweglichen Lettern das bestimmende Verfahren im graphischen Gewerbe. Im Laufe der Jahrhunderte gab es zwar immer wieder technische Entwicklungen bei den Druckpressen, doch am Grundprinzip änderte sich eigentlich nichts.


Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Bleisatz, bewegliche Lettern und der Buchdruck von moderneren, digital gestützten Satz- und Druckverfahren verdrängt und rein wirtschaftlich in nur wenigen Jahrzehnten bedeutungslos. 


Das klassische Buchdruck-Handwerk beherrschen nur noch wenige. Die Berufsbilder des klassischen Schriftsetzers und Buchdruckers gehen verloren. 

KULTURGUT BUCHDRUCK

Aktualisiert im  April 2024

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